"Die heftigen, teils kritischen Diskussionen in und um die Landwirtschaft, speziell um den Verbraucher-Artikel bei www.Bauer-Willi.com haben mich veranlasst, die Sache jetzt einmal aus einem anderen Blickwinkel darzustellen. Denn ich bin gerne Bauer. Ich liebe meinen Beruf. Ich möchte nichts anderes sein. Und ich möchte die Menschen lieber positiv motivieren und informieren. Die Konsumenten der Nahrungsmittel, die wir erzeugen, sollten sich mit uns Bauern und der Landwirtschaft intensiver beschäftigen, Vorgänge hinterfragen und uns vor allem Vertrauen und Wertschätzung schenken. Ich möchte deshalb hier einmal darstellen, was für einen einzigartig abwechslungsreichen, interessanten Beruf ich gewählt habe.
Was macht denn unseren Beruf so erfüllend? Das
ist zum einen die Fortführung der Tradition. Stolz darauf zu sein, das Ererbte
zu bewahren, auszubauen, zu verbessern und es wieder an seine Kinder
weiterzureichen. Was ich an unserem Beruf so schätze, das ist die Freiheit, der
Kontakt zur Natur, zu den Tieren, das hautnahe Erleben der Jahreszeiten. Jeder
Tag ist anders. Monotonie, die ist fehl am Platz. Ich kann selbst entscheiden,
was ich heute erledige und was nicht. Wenn im Frühjahr das Gras sprießt, wenn
die erste Fuhre frisch gemähtes Gras duftend auf dem Futtertisch liegt, und die
Kühe voller Freude Bissen um Bissen genussvoll in sich reinstopfen. Wenn das
Jungvieh übermütig über die Weiden galoppiert, das sind Augenblicke der Freude,
die gehen ganz tief rein….
"Klar, als Landwirt, besonders als
Milchviehhalter, bin ich 365 Tage im Jahr erster Mann im Betrieb. Egal was
passiert oder geplant ist, egal ob Krankheit, Familienfeier oder sonstige
Ereignisse – die Stallarbeit muss zweimal am Tag erledigt werden. Notfalls auch
nachts.
Und wenn in ganz modernen Betrieben Roboter
mittlerweile ihren Dienst in den Ställen verrichten, in Gedanken ist man immer
mit dem Betrieb verbunden. Auch im Urlaub, sofern sich der für die Familie ergibt. Und natürlich gibt es auch manchmal
Sorgen um eine kranke Kuh, oder um das eine oder andere Kälbchen, dem es nicht
gut geht.
Gibt es auch Streß? Eindeutig Ja. Zum Beispiel
bei der Futterernte, wenn alles auf eine Karte gesetzt wird, damit das Futter
ohne viel Verluste in die Scheune kommt.
Da müssen die Maschinen zuverlässig arbeiten,
die Helfer organisiert sein, das Wetter passen, zwischendurch kalbt auch noch
eine Kuh oder kommt ein Vertreter daher….
Aber die anderen Momente wiegen das doch alles
wieder auf. Ich spüre das selbst immer wieder, aber ich sehe es auch an unseren
Urlaubsgästen: Genau dieser Kontakt zur Erde, zur Natur, das ist es, was den
technisierten Menschen heutzutage fehlt. Viele unserer Gäste helfen freiwillig
und gerne im Stall mit, sie wollen eine Zeitlang mein Leben leben. Sie beobachten hingebungsvoll unsere Tiere
und versorgen sie. Wenn ich das sehe, fühle ich mich in meinem Beruf schon ein
bisschen privilegiert. Und der Nebeneffekt: Die Feriengäste bekommen einen
anderen Bezug zur Milch, zum Käse, und zu den anderen Nahrungsmitteln, die wir
erzeugen. Sie merken, wie viel Arbeit,
und Mühe dahinter steckt und dass die Milch nicht „einfach so“ aus dem
Kühlregal des Supermarktes kommt. Vor
allem Kinder lernen und begreifen bei uns, wie diese Lebensmittel entstehen,
und dass sie wertvoll sind. Das sind kleine Schritte, aber sie ermuntern
sehr.
Eines steht für mich fest: Geld ist nicht
alles. Um reich zu werden, eignet sich dieser Beruf in den meisten Fällen
nicht. Aber mit der richtigen Einstellung kann man damit glücklich werden – ich
bin es auf jeden Fall."
Euer Bauer Franz aus dem Allgäu
Von Franz Kinker Bio Berghof Kinker im Allgäu
http://www.bio-vielfalt.com/kunden/biokunde/kinker.html
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